15. Dezember

Die Weihnachtsplätzchen
Jens ist erst seit einem halben Jahr im Schachclub und es macht ihm mächtig Spaß. Herr Singer zeigt ihm wie man richtig gut spielt. Er gibt ihm Tipps und zeigt ihm was seine Züge für Auswirkungen hätten. Geduldig gehen sie Schritt für Schritt vor und auch wenn Jens schon wieder falsch zieht bleibt Herr Singer ruhig und erklärt es nochmal und nochmal.
„Jens, was war denn mit dir heute los? Bist wohl schon aufgeregt wegen dem Weihnachtskonzert.“
Jens nickt und ist froh. Herr Singer hat es nicht vergessen, dass er schon früher los muss. So was fällt ihm wirklich nicht leicht, denn er ist sehr schüchtern und eher so ein schweigsamer Typ. Jens strahlt Herr Singer an.
„Ich muss jetzt los. Das ist für sie.“
Jens zieht eine kleine Zellophantüte aus seiner Tasche. Sie umhüllt ein großes, hell glänzendes Butterplätzchen. Jens hat es selber gemacht. Es ist ein Schachbrett mit schwarzen und weißen Feldern. Die schwarzen Felder hat er mit Schokolade angemalt. Auch hat er noch ein großes Plätzchen gebacken, dass entfernt an eine Schachfigur erinnert. Vielleicht sollte es ein König oder eine Dame sein, vielleicht aber auch ein Pferd. Jens ist handwerklich nicht so richtig begabt. Er denkt lieber lange über Dinge nach, deshalb fühlt er sich im Schachclub ja auch so wohl. Herr Mailing lacht laut auf und alle schauen zu ihm rüber. Er spielt mit Eva am Nebentisch. Als er die vielen fragenden Blicke auf sich ruhen spürt sagt er:
„Du weißt schon, dass Jakob Bäcker ist?“
Jakob, so heißt Herr Singer mit Vornamen. Jens wird knallrot im Gesicht. Nein, dass wusste er nicht. Er hat nie gefragt was Herr Singer sonst noch so macht, außer Schach zu spielen. Gott ist ihm das peinlich. Wenn er das gewusst hätte, dann hätte er ihm natürlich kein Plätzchen mitgebracht. Was hat er sich dabei nur gedacht. Jens zieht sich möglichst schnell die dicke Jacke an um dann ganz schnell in der kühlen Nacht zu verschwinden. Jakob Singer hat inzwischen die Plätzchen ausgewickelt und davon abgebissen. Er hält Jens am Arm zurück.
„Das sind die besten Plätzchen, die ich seit langem gegessen habe.“ Herr Mailing denkt sich das wohl auch, denn sein Lächeln ist spöttisch und das angedeutete Kopfschütteln sagt so viel wie:
„Wie kann man nur so schamlos lügen“, statt dessen sagt er aber laut, „So, so, die besten Plätzchen seit langem.“
„Glaubst du mir etwas nicht?“
Herr Mailing zuckt mit den Schultern. Er will keinen Streit heraufbeschwören, nicht heute an der Weihnachtsfeier.
„Diese Plätzchen enthalten eine Geheimzutat,“ sagt der Bäcker, „etwas, was ich einfach nicht in meiner Backstube habe und deshalb nicht mit reinkneten kann.“
Jetzt schauen ihn alle gespannt an. Was wird er wohl nicht haben, was Jens aber schon in seiner Küche hat? Auch Jens schaut ihn verblüfft an, denn er weiß nichts von einer Geheimzutat. Er schaut Herrn Singer fragend an.
„Es ist die Liebe,“ löst Herr Singer das Rätsel auf und Jakob und Jens strahlen beide um die Wette.


Diese zuckersüße, selbstgeschriebene Weihnachtsgeschichte schenkt Annabell euch heute